Am 12.November machte sich eine Gruppe aus 25 Personen, darunter auch vier Mitglieder des Ortsverbandes des Roten Kreuzes, auf den Weg von Walldorf nach Bad Neuenahr – Ahrweiler. Kommandant Frank Eck und Wehrführer Richard Lindner (Abteilung Bad Neuenahr) hatten diesen Informationsaustausch organisiert, nachdem in den vergangenen Monaten seit der Flutkatastrophe bereits einiger Austausch im Rahmen von Spenden vorausgegangen war. Nach einer herzlichen Begrüßung am Standort des Löschzugs Bad Neuenahr schilderten Wehrführer Richard Lindner, Stadtwehrleiter Marcus Mandt und der Vorsitzende des Fördervereins Michael Faßbender eindrucksvoll, was sich in der verhängnisvollen Nacht und den darauffolgenden Tagen und Wochen zugetragen hatte. Selbst 16 Monate nach dem Ereignis wirkten die Ereignisse noch erschreckend präsent und die Walldorfer Gäste konnten sich, obwohl einige von Ihnen in der Woche nach dem Ereignis selbst in Bad Neuenahr – Ahrweiler geholfen hatten, die Stunden während der Flut kaum vorstellen. Was die Rettungsorganisationen und alle anderen Helfer in dieser ersten chaotischen Phase über Tage hinweg geleistet haben, kann man nicht in Worte fassen und verlangt nach absoluter Hochachtung. Umso enttäuschender waren Schilderungen von Störaktionen, die die Arbeit nochmals erschwerten und von Diskussionen und Anschuldigungen, denen sich die ehrenamtlichen Helfer im Nachgang ausgesetzt sahen, als hätte die Situation nicht schon genug Kraft gekostet. Erfreulich hingegen die Aussage, dass die Finanzmittel vorhanden wären, um verlorene bzw. defekte Ausrüstung zu ersetzen, einzig der Weg zu diesen Finanzmitteln wäre häufig sehr bürokratisch. Von drei Feuerwehrhäusern der Stadt Bad Neuenahr – Ahrweiler war nur das in Bad Neuenahr von der Flut verschon worden. Das bedeutet auch, dass die Gesamtfeuerwehr der Stadt weiterhin auf Interimslösungen angewiesen ist.
Im Anschluss an die bebilderten Schilderungen zeigten die Kameraden Richard Lindner und Michael Faßbender den Gästen aus Walldorf einige Straßenzüge rund um die Ahr und den Kurpark, den die Stadt als positiven Treffpunkt für die Bevölkerung recht zügig wieder hergerichtet hat. An vielen Stellen wirkt die Flut noch nach, Gebäude sind noch nicht renoviert und Wiedereröffnungen müssen noch warten, da unter anderem auch die beschädigte Infrastruktur an vielen Stellen einen Betrieb von Gebäuden noch nicht möglich macht. Schulen und Kindergärten sind noch ausgelagert. Es ist eine Mammutaufgabe, diesen Berg an Investitionen zu priorisieren und zu organisieren. Andererseits ist schon enorm viel passiert und überall wird gearbeitet und aufgebaut, die Aufbruchsstimmung ist greifbar. Auch der Ortsteil Bachem, in dem der Hochwasserzug aus Dossenheim und Walldorfer damals tätig war sowie das Feuerwehrhaus des Ortsteils Ahrweiler, das noch am Tag der Flut teilweise abgerissen werden musste, lag auf dem Weg.
Nach einem leckeren Mittagessen bekamen die Walldorfer auch die Möglichkeit die Ahr ein Stück aufwärts nach Dernau und Rech zu fahren, einem Bereich, der im vergangenen Jahr nicht im eigenen Einsatzgebiet lag. Die Schäden sind auch hier weiterhin deutlich sichtbar, da das Ahrtal hier schmaler ist und das Wasser vieles mitriss. Allerdings ist ebenso deutlich sichtbar wie die Anwohner anpacken und ihre Heimat wieder aufbauen. Bei einem Rundgang durch die Altstadt von Ahrweiler, einer sehr schönen mittelalterlichen Stadt mit Stadtmauer, die ebenfalls geflutet wurde, zeigen sich ebenfalls an vielen Stellen bereits die Erfolge des Wiederaufbaus. Der Slogan ‚We Ahr Open‘ zeigt den Besuchern wo bereits wieder geöffnet ist. Sehr erfreulich war der belebte Bereich um den Marktplatz, auf dem sich die Bevölkerung auf das abendliche Martinsfeuer freute, das von den örtlichen Junggesellenvereinen auf den umliegenden herbstlich gefärbten Weinberghängen gezündet wird und immer viele Besucher anzieht.
Der Besuch in Bad Neuenahr – Ahrweiler war eine sehr informative Möglichkeit in etwa verstehen zu können, was vor 16 Monaten wirklich passiert ist, was die örtlichen Helfer und Betroffenen durchgemacht haben, ohne nach einigen Tagen wieder nach Hause fahren zu können. Es wurde bewusst welche zusätzlichen Themen die Arbeit erschwert haben, welche Existenzen verloren wurden und welche Last immer noch zu tragen ist. Aber es war auch sehr erfreulich zu hören welcher Zusammenhalt entstanden ist, dass der rheinländische Humor geblieben ist und wie die Pläne für die Zukunft sind. Die Aufbruchsstimmung und der Blick nach vorne ist vielerorts sichtbar und mit Erfolg gekrönt. Die Bevölkerung des Ahrtals hat es mehr als verdient dieses schöne Tal wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen und Gäste willkommen heißen zu können.
Vielen Dank an die Kameraden der Feuerwehr Bad Neuenahr – Ahrweiler für die Schilderungen und die investierte Zeit, allen voran Richard Lindner und Michael Faßbender. Die Feuerwehr Walldorf wünscht den Kameraden weiterhin gutes Gelingen und wir freuen uns auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr in Walldorf.