In vielen Kinderbüchern sind Löschfahrzeuge und Drehleiterfahrzeuge für die Brandbekämpfung noch die typischen Einsatzfahrzeuge einer Feuerwehr. Allerdings ist das Aufgabenspektrum seit vielen Jahren so umfangreich, dass je nach Einsatzlage verschiedenste Sonderfahrzeuge notwendig sind. Relativ häufig vorkommende oder zeitkritische Situationen rechtfertigen in vielen Fällen eigenständige Spezialfahrzeuge wie beispielsweise Einsatzleitfahrzeuge (in Walldorf als Mess- und Einsatzleitfahrzeug kombiniert), Rüstwagen oder Mannschaftstransportwagen. Neben solchen Standardaufgaben gibt es jedoch viele Situationen, die entweder deutlich seltener vorkommen oder in einem Einsatzverlauf mit weniger Zeitdruck weiteres umfangreiches Material benötigen.
In der Vergangenheit setzte die Feuerwehr Walldorf dafür zunächst PKW-Anhänger ein, seit 2007 steht der Gerätewagen Transport (GW-T), ein Pritschen-LKW, zur Verfügung, der je nach Einsatzlage mit unterschiedlichem Material bestückt werden kann. Solche Einsatzlagen können sein: Gefahrgutaustritte, Bauunfälle, LKW-Unfälle, Unwetterlagen, Rückführung von verschmutzten Einsatzmitteln bzw. kontaminierter Einsatzkleidung oder auch sonstige Transportaufgaben. Der Nachteil ist jedoch ein Zeitverlust, wenn der GW-T erst mit den richtigen Utensilien beladen werden und die Ladung vor dem Ausrücken entsprechend gesichert werden muss. Hinzu kommen Situationen wie Waldbrände oder Brände in landwirtschaftlich genutzten Höfen, die in den letzten Jahren die Notwendigkeit einer schnellen volumenstarken Wasserversorgung aufgezeigt haben.
Auf dieser Basis entschied sich die Führung der Feuerwehr gemeinsam mit dem Gemeinderat der Stadt Walldorf im Jahr 2019 für die Umsetzung eines Wechselladerkonzepts, das mit zwei Trägerfahrzeugen und mehreren Abrollbehältern für diverse Einsatzszenarien eine schnellere und effektivere Nachführung von Einsatzmitteln ermöglicht. Denn die Beladung war zu einem großen Teil bereits vorhanden. In einer sehr kurzen Zeit wurden innerhalb der Feuerwehr eigenständig Lastenhefte für die beiden Trägerfahrzeuge ausgearbeitet, anschließend folgten die Abrollbehälter. Nach nur ca. dreieinhalb Jahren konnte das gesamte Konzept der bis zu 26t schweren Fahrzeuge am 06.April 2023 übergeben werden.
Es beinhaltet zwei baugleiche Wechselladerfahrzeuge (WLF1 und WLF2) sowie sieben Abrollbehälter (AB). Die Fahrzeuge können mit einer hydraulischen Hakenanlage einen aufgesattelten Abrollbehälter in kürzester Zeit absatteln, einen anderen aufsatteln und somit ihren Einsatzzweck vollständig wandeln. Eben noch für Bauunfälle ausgerüstet, kann nach wenigen Minuten mit dem Wassertank zu einem Waldbrand ausgerückt werden. Diese rasche Flexibilität im Bereich des Nachschubs ist der große Vorteil der Wechselladerfahrzeuge.
Im Konzept verfügbare Abrollbehälter sind:
Dieser Abrollbehälter wurde von einer Projektgruppe selbstständig konzipiert und entwickelt. Er dient der Einsatzstellenhygiene und hat die Aufgabe verrußte/verschmutzte Einsatzkleidung und Geräte aufzunehmen und gegen frische Kleidung und Geräte zu tauschen, um eine Kontaminationsverschleppung zu vermeiden. Im Bereich der Einsatzhygiene spricht man dabei von schwarz (Ruß) und weiß (sauber). Die Einsatzkräfte können sich nach einem Brandeinsatz darin umziehen, ebenso wird eine kleinere Anzahl frischer Schläuche und Atemschutzgeräte mitgeführt, um ein Löschfahrzeug noch an der Einsatzstelle wieder einsatzbereit zu machen. Brandrückstände sind krebserregend, dieser AB dient vorrangig der Gesundheit der freiwilligen Feuerwehrleute.
Dieser Abrollbehälter führt 10.000L Löschwasser, zwei 5.000L Faltbehälter sowie eine Pumpe und Armaturen zur Wasserversorgung mit. Der primäre Einsatzzweck ist die Wasserversorgung bei Bränden in entlegenen Gebieten (Wald, Wiesen, Landwirtschaftliche Anwesen, Autobahn …) oder wenn das Hydrantennetz nicht ausreicht.
Dieser Abrollbehälter ist ähnlich einem SW2000 (Schlauchwagen) mit 2000m B-Schläuchen auf vier großen Haspeln bestückt. Hinzu kommen zwei Tragkraftspritzen und ergänzendes Material für die Wasserversorgung. Haupteinsatzzweck ist wie bei dem AB-Tank die Wasserversorgung bei Bränden in entlegenen Gebieten (Wald, Wiesen, Landwirtschaftliche Anwesen, Autobahn …) oder wenn das Hydrantennetz nicht ausreicht.
Dieser Abrollbehälter verfügt über Wassersauger, Tauchpumpen, Schaufeln, Besen, Kettensägen, Sandsäcke und weitere Gerätschaften, die bei Unwetterlagen benötigt werden. Die tlw. auf Rollwagen verlasteten Geräte können an mehreren Einsatzstellen entladen werden. Der äußere Behälteraufbau ist analog dem des AB-Gefahrgut/Rüst.
Dieser Abrollbehälter dient hauptsächlich als Nachschub bei Unfällen und Gefahrgutlagen und ergänzt den Rüstwagen RW mit weiterem Rüstholz, Bausprießen, Auffangbehältern und vielen weiteren Werkzeugen. Beispielsweise bei LKW-Unfällen oder Tiefbauunfällen ist dieser AB ein fester Bestandteil der ausrückenden Einheiten. Der äußere Behälteraufbau ist analog dem des AB-Unwetter.
Ähnlich dem GW-T kann dieser Abrollbehälter jegliche Art von Geräten aufnehmen, die sich mit Gurten und Spannstangen sichern lassen. Ausgerüstet mit Seilwinde und befahrbarer Rampe kann auf dem AB beispielsweise auch der Gabelstapler oder ein Fahrzeug verladen werden.
Dieser Abrollbehälter ist vorrangig für den Transport von Schüttgut ausgelegt. Nach der Flut im Ahrtal kamen viele solcher Mulden zum Einsatz. Bei LKW-Unfällen auf der Autobahn kann die Mulde beispielsweise verschüttete Ladung aufnehmen, wenn kurzfristig keine Fachfirma verfügbar ist.
Mit diesem Gesamtkonzept ist die Schlagkraft der Wehr deutlich verstärkt, was sich beispielsweise für den AB-S/W und den AB-Tank bereits vor der Indienststellung bei mehreren Einsätzen gezeigt hat.